Mach es fertig: Bildexport


Die Bilder sind endlich fertig bearbeitet – jetzt muss man doch nur noch auf den Knopf drücken um die Menschheit mit diesen Werken zu beglücken, oder? Oder.

Klar ist, dass die allermeisten Menschen mit (bearbeiteten) RAWs nichts anfangen können. Um genau zu sein, kann der durchschnittliche Browser solche Bilder gar nicht erst anzeigen, kein Belichtungsdienst aus den Daten einen Abzug produzieren, die 10-40 MB pro Bild sind in der Handhabung (Upload, Archivierung) nicht unbedingt praktisch und einfach mal so eine Diashow basteln will damit auch nicht so einfach gelingen. Kurz: die Bilder müssen in ein praktischeres Format übertragen werden, eines, dass die Qualität möglichst erhält, das sich gut archivieren lässt, von gängiger Software dargestellt werden und auch im Internet gut verwendet werden kann.

Das sind ja gleich vier Wünsche auf einmal! Geht das denn?

Sorry, nein. Im Archiv soll maximale Qualität landen. Fürs Internet hätte man gerne noch was kleines und wenn man es für facebook nutzen mag möglichst etwas, das die Misshandlungen schadlos übersteht, die die facebook Server Fotos normalerweise angedeien lassen. Eventuell braucht man noch ein kleines Format um Bilder schnell zur Auswahl weiter geben zu können… was tun?  Um zu verstehen, was warum sinnvoll ist, wo man Platz sparen kann, an welcher Stelle man Overkill betreibt und wo man auf der Zielgeraden noch was verbocken kann, muss man sich ein paar Gedanken um die Technik machen.

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Dateiformat(e)

Generell hätte man gerne die Sicherheit, seine Bilder auch noch nach längerer Zeit betrachten zu können. Das ist gar nicht so selbstverständlich wie man zunächst annehmen mag und ein riesiges Argument für „offene“ Dateiformate. (Die NEFs, CR2s und wie sie alle heißen sind direkt abhängig von ihrem Erfinder und seltsamen Patenten. Stirbt ein Hersteller weg, kann es ganz schnell mit der Unterstützung für dieses Format vorbei sein…)

Auf der sicheren Seite ist man mit erprobten, weit verbreiteten Standards wie JPEG, TIFF und vielleicht noch PNG. Um genau zu sein, sind das die einzigen Formate, die in die Überlegungen einzubeziehen mir wirklich sinnvoll erscheint. (Aus dem Publikum höre ich es raunen: „Was ist mit DNG?“ – Ihr werdet merken, wir brauchen es nicht. Oder zumindest ich brauche es nicht habe es bisher nicht gebraucht.)

Wenn es um maximale Qualität geht, führt eigentlich kein Weg an einem 16 Bit TIFF vorbei. Damit kann man alle Farbinformationen seines Fotos und sogar noch Ebenen (die bei der Bearbeitung in Photoshop vielleicht angefallen sind) abspeichern. Man behält also fast alle Informationen (das, was Ihr z.B. mit „Klarheit“ und „Schärfe“ anrichtet oder so was wie eine Vignette die Ihr drüberlegt habt, wird allerdings eventuell direkt auf die Bildpunkte übertragen) und damit eine maximale Felxibilität für eine spätere Weiterbearbeitung. Der Preis ist, dass die Bilder immer noch (selbst mit der optionalen Kompression) ziemlich groß werden – habt Ihr viel in Photoshop veranstaltet, können die Bilder sogar riesig werden. Wichtig ist (neben vielen anderen, hier unerwähnten Dingen), dass TIFF der Quasistandard in der Druckvorstufe ist, entsprechende Möglichkeiten zur Einbettung von Farbprofilen bietet und damit gerade für die Verwendung im Bereich Printmedien sehr gut geeignet ist.

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PNG ist ein relativ neues Bildformat, das eine prinzipiell verlustfreie Kompression und einen Farbumfang von bis zu 16 Bit pro Kanal (und sogar Transparenzverläufe) bietet. Es ist durchaus weit verbreitet und frei von hemmenden Patenten – sollte uns also noch eine gute Weile erhalten bleiben. Allerdings kommen ältere (aber immer noch erschreckend häufig verwendete) Versionen vom InternetExplorer nicht mit den Transparenzverläufen klar. Die Dateien sind deutlich kleiner als ein TIFF.

Leider bringt Lightroom von Haus aus kein Exportmodul für PNG mit. Aber das muss einen ja an nichts hindern. (Später mehr.) [UPDATE] Mittlerweile beherrscht Lightroom endlich PNG.[/UPDATE]

JP(E)G schließlich ist der Klassiker unter den Bildformaten, die in der Fotografie zur Anwendung kommen. 8 Bit pro Farbkanal, keine Transparenzen und darüber hinaus noch eine verlustbehaftete, nicht idempotente (um mal kurz den Informatiker zum Spielen raus zu lassen: jeder wiederholte Speichervorgang verschlechtert das Bild) Kompression lassen dieses Format beim ersten Nachdenken erst mal ziemlich mies dastehen.

Was soll es denn nun werden? Und warum?

Nach der ganzen Laberei über Formate werde ich bestimmt jetzt Schläge bekommen, wenn ich hier zugebe, dass ich für fast jeden Anwendungsfall JPEGs nutze. Ihr könnt das – jetzt mit guter Begründung – anders handhaben. Ich habe festgestellt, dass ein JPEG mit vernünftig hoher Qualitätseinstellung de facto nicht von einem PNG zu unerscheiden ist und auch in den allermeisten Anwendungsfällen kein auffälliger, auf dem Monitor sichtbarer Unterschied zu einem riesigen TIFF besteht. (Bei Fine-Art Drucken mag das ein wenig anders sein!)

Die Qualität ist also OK und die Dateien sind angenehm klein. Nur für einen ganz bestimmten Einsatzzweck (dazu später mehr) nutze ich PNG.

Farbraum

Über dieses Thema zerfleischen sich die Theoretiker in diversen Foren und Diskussionsgruppen. Dabei ist es unbestritten so, dass z.B. AdobeRGB und ProPhoto RGB einige Vorteile gegenüber dem „normalen“ sRGB Farbraum bieten können. Und sei es nur deshalb, weil sie mehr Farben umfassen. Das bleibt aber alles graue Theorie.

Die allermeisten handelsüblichen (Consumer-) Monitore sind gerade mal knapp in der Lage, sRGB halbwegs anständig darzustellen. In vielen Fällen ist es sogar so, dass Bilder, die einen alternativen Farbraum nutzen, auf der Mehrzahl der Systeme schlechter (flaue Farben, flache Kontraste, …) dargestellt werden – sei es, weil der Browser nicht mit dem Farbformat umgehen können, weil der Monitor bei der Farbinterpretation daneben liegt oder weil Westwind herrscht.

Will man seine Bilder ausbelichten lassen, stellt man schnell fest, dass auch dort sRGB (und JPEG) der Quasistandard ist. Schlimmer noch, einige Anbieter kommen mit anderen Farbräumen (und/oder eingebetteten Farbprofilen) gar nicht klar und dann führt das, was in der Theorie viele Vorteile bietet, in der Praxis zu einem signifikant schlechteren Endergebnis.

Unterm Strich sieht es so aus, dass man mit dem sRGB-Farbraum keinen Fehler macht. Wenn man genau weiß was man tut, wenn es besondere Anforderungen gibt und/oder die weitere Nutzung der Daten auf Maschinen erfolgt, die mit anderen Farbräumen klar kommen, gewinnt man tatsächlich an Qualität – aber nur dann. Also, für den Hausgebrauch, ist sRGB immer noch der Frabraum.

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Wasserzeichen

Ja, ich benutze für meine online-Bilder ein Wasserzeichen. Ihr habt es bestimmt schon in den Bildern hier gesehen. Das Logo und die Schrift habe ich Photoshop recht hoch aufgelöst zu einem PNG mit Transparenz zusammengesetzt. Lightroom bietet (wieder im Exportdialog) die Möglichkeit, in alle Bilder ein Wasserzeichen einzurechnen. Wenn man das einmal sauber festlegt, kann man diese Einstellung in seine Exportvorgaben einbauen.

Macht Euer Wasserzeichen für die Bilder, die Ihr veröffentlichen wollt, nicht zu groß und zu präsent. Ihr wollt eine Quellenangabe im Bild einbauen und nicht den Bildeindruck verfälschen! Bei Fotos, die ich zur Ansicht überlasse, mache ich das Wasserzeichen deutlich größer und schreibe auch explizit „nur zur Ansicht“ rein, damit keine Missverständnisse entstehen. Dieses spezielle Wasserzeichen ist dann aber auch deutlich transparenter, damit man die Motive trotzdem gut beurteilen kann.

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Dateinamen und Ordner

Wie ich meine Bilder mit Ordnern und Namen organisiere, habe ich ja schon erzählt. Legt Euch auch so ein System zu! (Und vergesst nicht, die Bilder sinnvoll zu verschlagworten!) Bei den Dateinamen hat Lightroom ein paar richtig nützliche Optionen. Im Exportdialog kann man sich im Bereich „Dateibenennung“ mit wenigen Klicks eine praktische Vorlage dazu basteln. Tut das! (Ich empfehle so was wie „JJJJ-MM-TT_hh.mm.ss-[benutzerdefinierter Name]“.)

Die unterschiedlichen Versionen der Bilder wandern dann in verschiedene Unterordner. („_full“, „_facebook“, „_Ansicht“, „_Blog“ – Unterstrich liegt daran, dass der Finder von OSX recht gnadenlos ist, was die Sortierung angeht und ich Ordner gerne „oben“ habe.)

WTF?!

In allen andern Artikeln betone ich, wie wichtig es ist, bloß keine Daten zu verlieren, die maximale Farbtiefe zu nutzen und auch sonst alles dafür zu tun, die Daten so gut wie möglich zu erhalten… und jetzt reicht JPEG in sRGB?!

Ja. Und ich kann das sogar gut begründen. Beim Fotografieren und bei der Bearbeitung braucht Ihr jedes Bit, das Ihr aus den Daten herausquetschen könnt um am Ende des Prozesses Fotos zu haben, die Euren Vorstellungen entsprechen. Diese Bilder sind dann an den Stellen dunkel oder hell, an denen Ihr das so wollt. Da braucht es im „Schwarz“ oder „Weiß“ keine Farbwerte mehr, die nicht dargestellt werden. Das fertige Bild wird (voraussichtlich) nicht mehr neu gespeichert, so dass die Daten durch das JPEG nicht wirklich schlechter werden.

Es geht bei diesen Überlegungen immer um das fertige Bild und da braucht es keinen Bearbeitungsspielraum mehr. Jetzt geht es darum, die Daten in ein möglichst leicht handhabbares Endformat zu bringen: JPEG, sRGB.

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So. Genug theoretisches Vorgeplänkel! Was mache ich wie für welchen Anwendungsfall? Und… gibt es vielleicht ein paar Kniffe, die es rechtfertigen überhaupt so viele Worte zu einen auf den ersten Blick so… trivialen Thema verlieren?

Exportvoreinstellungen in Lightroom

Für (fast) jedes gewünschte Format kann man sich Exportvorlagen erstellen. Das spart Zeit und vereinheitlicht die Bildeigenschaften. Legt die Parameter fest, die sich selten oder nie ändern und vergesst um Himmelswillen nicht, bei jedem Export noch einmal kurz über die einzelnen Werte drüber zu schauen – ich weiss nicht, wie oft ich einen Export abgebrochen und neu gestartet habe, weil ich Trottel irgendeine Kleinigkeit vergessen hatte…

„Vollauflösung“ – fürs Archiv und für Kunden

Eine Version der Fotos in der höchstmöglichen Qualität haben zu wollen, bedarf wohl keiner großen Diskussion. JPEG-Qualität auf 100, keine Größenänderung und fertig. Jap. Klappt. Allerdings kann man durchaus ein paar Gedanken mehr auf die Einstellungen verschwenden um das Ergebnis ein wenig zu optimieren.

Es ist so, dass man bei angemessen hohen JPEG-Einstellungen durchaus noch einiges an Platz sparen kann ohne sichtbaren Qualitätsverlust zu haben. Es reicht, mit 85 zu arbeiten.

Ihr solltet auch nicht vergessen, die Ausgabeschärfe auf „Glanzpapier“ stellen. „Normal“ reicht wenn Ihr das Bild im Entwicklungsmodul anständig eingestellt habt.

Es gibt allerdings einen Trick, mit dem Ihr wirklich was an Euren Bildern verbessern könnt: Ihr könnt durch dunkle Mathemagie Eure Fotos entrauschen! Indem Ihr Eure Bilder kleiner macht. Bei den absurd hohen Auflösungen moderner Kameras könnt Ihr ruhig bei der Ausgabeauflösung ein wenig runter gehen. Denn sobald Ihr das tut, verschwindet durch die Macht der Zahlen das Rauschen.

Natürlich soll die „Vollversion“ so hoch aufgelöst wie nur irgend möglich sein. Wenn Ihr aber auf einige wenige Pixel verzichten könnt, verbessert Ihr den Gesamteindruck der Bilder massiv. Sucht Euch eine angenehme Größe aus und vergesst nicht – falls Ihr das ein oder andere Bild dann doch etwas heftiger beschneiden musstet – den Haken bei „Nicht vergrößern“ zu setzen.

Die gute Nachricht ist, dass es nicht unendlich viele der überaus wertvollen Pixel kostet, um den Effekt zu erreichen. Sobald Lightroom beim Rendern gezwungen ist, sich zu überlegen, welche Pixel denn übrig bleiben dürfen, macht es seinen Job recht gut. Noch eine gute Nachricht ist, dass schon 5 Megapixel locker (!) ausreichen um A4 Ausbelichtungen in höchster Qualität hinzubekommen. (Nein, das bedeutet nicht das Ihr Eure Bilder so klein rechnen sollt!) Nehmt halt ein wenig weg. Ich werde bei nächster Gelegenheit austesten, was genau wie gut funktioniert. Versprochen.

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Für facebook und andere Dienste

Wenn man seine Bilder veröffentlicht, will man auch dass sie so gut ankommen wie möglich. Gerade facebook macht es einem da nicht ganz leicht. Da gibt es gefühlte siebenundrölfzig Bildgrößen und einen Server, der ganz gemeine Kompressionsexperimente (wenn das Dingen wüsste, was es tut und wie das geht, sähe das anders aus!) mit den Bilddaten anstellt, die man ihm vorwirft.

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Man könnte jetzt auf die Idee kommen, seine Bilder in verschiedenen Größen für unterschiedliche Zwecke zu rendern. Oder einfach man geht davon aus, dass man seine Internetleitung den Rest des Tages nicht mehr braucht und lädt die vollaufgelösten Bilder hoch. Oder man gibt auf, denn facebook ist sowieso böse.

Oder man findet heraus und nutzt aus, dass sich facebook Server mit ihren bösartigen Rechenwerken (noch?) nicht an PNGs herantrauen und stellt außerdem fest, dass jeder halbwegs moderne Browser angemessen gut darin ist, ein Bilder herunter zu skalieren… Sprich: man findet eine angenehme Auflösung und rendere seine Daten als PNG (ich nehme immer noch 960 Pixel an der langen Seite, die Mythen der Alten berichten, dass das das optimale Format sei und facebook an diesen Dateien keine Änderungen vornehme).

Oh. Da war was. Lightroom kann das nicht. [UPDATE] Doch, jetzt geht es, das Plugin funktioniert aber immer noch. [/UPDATE]

Wie gut, dass Lightroom erweitert werden kann. Ich nutze das schon etwas ältere Magic Export Plugin. Damit geht das mit den PNGs. PNGs mögen zwar ein wenig größer sein als ein gleich aufgelöstes JPEG, aber ich finde, gerade auf facebook sieht die PNGs um Größenklassen besser aus. Vergesst nicht, die Ausgabeschärfe auf Bildschirm zu setzen. Um es erwähnt zu haben: die kleine Auflösung sollte nahezu jedes Bildrauschen eliminieren.

Ich bin dankbar für jeden Hinweis darauf, wie man eine optimale Qualität für facebook & Co bekommt – am liebsten solche, die nichts mit „weil der XYZ sich das mal ausgedacht hat“ zu tun haben. Solche findet man nur zu leicht und zu oft.

Zur Ansicht

Vielleicht möchte man nicht alle Fotos veröffentlichen, oder die Fotos zur Ansicht weitergeben. Dann sollten die Bilde nicht zu groß sein. Darum lasse ich Lightroom mir noch eine 640er Version der Bilder erstellen. Für alle Fälle.

Am Ende habe ich zwei oder mehr Versionen der Bilder auf der Arbeitsplatte. Der kleine Hasenfuß in mir kopiert die Bilder gleich noch auf den Backupserver im Keller. Die Rohdaten lasse ich noch einige Zeit auf der Arbeitsplatte – nur für den Fall der Fälle – dann fliegen die NEFs weg.

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tl;dr

  • Nutzt unterschiedliche Bildgrößen und Formate für unterschiedliche Anwendungsfälle.
  • JPG ist für fast alles gut genug.
  • sRGB funktioniert immer.
  • AdobeRGB und ProPhoto RGB sind nur in Spezialfällen sinnvoll.
  • Rauschen vermindert sich wenn man die Auflösung verringert.
  • Eine bisschen weniger Auflösung reicht zum Entrauschen. (Genaue Untersuchungen folgen.)
  • Benutzt für facebook PNGs mit 960er Auflösung.

Ufff! Fertig! Hoffentlich. Zumindest mit dem eigentlichen Fototeil. Es gibt noch ein paar andere Aspekte der Konzertfotografie, die ich beleuchten will… bis hier hin danke für Eure Aufmerksamkeit. Ich bin für jede Anmerkung, Anregung oder Ergänzung dankbar. Traut Euch!