Lass‘ es raus! Ausbelichten!


Nach den ganzen juristischen Verwirrungen und Stolperfallen ist es endlich und nach zu langer Pause Zeit, dass ich wieder zurück zu handfesten fotografischen Themen finde. Um das beste aus dem eigenen Bildmaterial herauszuholen habe ich dazu geraten, einiges an Aufwand zu betreiben: RAW zu nutzen, hart zu sortieren, anständig nachzubearbeiten und sich Gedanken über den Bildexport zu machen… jetzt wollen diese Fotos angemessen präsentiert werden.

Lasst uns später darüber reden, wie man was am effektvollsten online präsentiert, ich habe gerade unglaublich Lust darauf, darüber zu schreiben, wie es richtig gut aussieht, nämlich darüber, wie grandios sich Bilder anfühlen, die man wirklich in der Hand halten kann. Wenn Ihr mich fragt, leben Fotos erst richtig, wenn sie ausbelichtet wurden – und genau darum geht es jetzt.

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Wie wäre es mit Ausdrucken?

Wenn man seine Fotos unbedingt in der Hand halten will, liegt die Idee recht nahe, sie mit dem eigenen Drucker auszudrucken. Solange der eigene Drucker ein Model ist, das man im Elektrodiscounter kaufen kann, ist das aus mehreren Gründen keine gute Idee:

Zunächst einmal ist so ein Ausdruck viel zu teuer. Je nach Papier und Tinte läppern sich da zwischen 0,50€ und mehr als 5,00€ pro A4 Ausdruck zusammen. Hinzu kommt, dass die Qualität bei den Consumergeräten zwar durchaus beeindruckend ist sein kann, letztlich aber nicht an eine ordentliche Ausbelichtung heranreicht – die „kleinen“ haben einfach einen viel zu geringen Farbumfang. Es gehen ganz schnell Farbabstufungen verloren, außerdem neigen viele Drucker zum absaufen oder ausbrennen am jeweiligen Rand des Histogramms.

Über die Zeit und Nerven (und die Tinte!), die es kostet, bis man die optimalen Einstellungen gefunden hat, möchte ich gar nicht erst anfangen. Bei den allermeisten handelsüblichten (gerade bei den preiswerten kompatiblen) Tinten tritt nach relativ kurzer Zeit auch noch ein Alterungsprozess ein, der die Farben ausbleichen lässt.

Kurz und gut: druckt nur selbst aus, wenn Ihr unbedingt jetzt ein Bild in der Hand haben müsst.

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Moment! Ausbelichten? Hä?

Wenn ich hier von „Ausbelichten“ schreibe, meine ich damit, die Bilddaten einem Anbieter (zu denen kommen wir gleich) anzuvertrauen, damit der daraus qualitativ gute Fotoabzüge macht. Der Begriff „Ausbelichten“ ist dabei nur ein traditioneller (also alter und eigentlich überkommener) Ausdruck dafür, dass die Bilder richtig gut werden sollen. Ja, ich bin Traditionalist. Steinigt mich!

Dabei kann ein Minilab zum Einsatz kommen, oder aber auch ein richtig guter, richtig teurer Drucker. Wichtig ist nur, dass es gut wird.

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Ausbelichten beim Dicounter

In jedem beliebigen Elektrodiscounter und in (fast) allen Drogeriemärkten stehen niedliche kleine Maschinen, in die man Speichermedien stecken kann und die nach kürzester Zeit „Fotos“ ausspucken. Ich war dumm genug, das ein paar Mal auszuprobieren. Das, was da rauskommt, ist teurer Pixelbrei. Die Fotos, die ich mit meinen großen Kameras gemacht hatte, sahen genauso aus wie die, die aus meinem Telefon kamen – was soviel heisst wie: nicht gut.

Die meisten dieser Maschinen (und alle, die ich hier im Saarland kenne) arbeiten mit einer Thermosublimationstechnik, die in der Theorie hervorragende Ergebnisse liefern könnte – leider sind die Maschinen meist schlecht kalibriert oder einfach so schlecht. Außerdem können diese Geräte selten größere Formate als bestenfalls 20×30.

Mich persönlich stört, dass die (allermeisten) Maschinen eine automatische Verbesserung über die Bilder laufen lassen, die Kontraste optimieren und die Bilder schärfer machen soll. Das hat teilweise verheerende Ergebnisse zufolge.

Kurz und knapp: Lasst es!

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Lokale Fachgeschäfte

Einige Fachgeschäfte haben ihr eigenes Dry- oder Minilab. Maschinen, die eine deutlich höhere Qualität liefern (können), als die Discounterautomaten. Im Normalfall hat man auch da seine Fotos recht schnell in der Hand. Der Händler meines Vertrauens, den ich auch immer wieder gerne empfehle, hat außerdem einen richtig guten Großformatdrucker samt einer Auswahl an passenden Papieren, so dass man da auch größere Formate kurzfristig herstellen kann.

Kurz und knapp: Ja, ein gutes Fachgeschäft wird Euch sehr gute Bilder liefern.

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Ausbelichten beim Internetanbieter

Preiswerter ist es, seine Bilddaten einem Internetanbieter anzuvertrauen. Davon gibt es unübersichtlich viele. Die preiswertesten nutzen freie Maschinenzeiten anderer Anbieter, so dass  Qualität und Produktionszeit starken Schwankungen unterliegen. Nahezu jeder Anbieter hat sein eigenes kleines Programm, mit dem man Fotos bestellen oder gleich ganze Fotobücher entwerfen kann. Die Qualität der Software reicht von grauenhaft über unterirdisch bis fast brauchbar – nutzt man die Apps nur zum Bestellen fertiger Fotos, erledigen alle irgendwie ihren Job.

Bessere Anbieter erlauben es zudem, die „Bildoptimierungen“ auszuschalten, die richtig guten, haben so was erst gar nicht.

Kurz und knapp: Das isses!

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Persönliche Empfehlung

Ich gebe offen zu, dass ich auch meinen Drucker bemühe, wenn ich es richtig eilig habe. Brauche ich morgen eine hochwertige Ausbelichtung, gehe ich zu Foto Gressung.

Eine ganz angenehme Qualität zu einem angemessen günstigen Preis liefert der Globus Fotoservice. Das sind dann sehr gute Bilder auf Fuji-Papier, die in der Regel innerhalb von fünf Werktagen ankommen. Das Preis/Leistungsverhältnis stimmt, so dass ich hier gerne eine Empfehlung ausspreche.

Ansonsten bin ich von Saal-Digital absolut überzeugt. Von kleinen Fotoabzug über großformatige Poster bis hin zu Acryl- und Leinwanddrucken bekommt man dort alles in wirklich atemberaubender Qualität. Bei den „normalen“ Fotoarbeiten hat man mehrere hochwertige Papiere zur Auswahl. Außerdem sind die unglaublich schnell – meine letzte Großbestellung (11 großformatige Acryldrucke) waren innerhalb von zwei Tagen bei mir.

Kurz und knapp: Ich bestelle meine Ausbelichtungen bei Saal-Digital.

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Und was ist mit…Aldi? DM? All den anderen Anbietern?

Die meisten habe ich nicht ausprobiert. Aldi hat mir mal zwei komplette Fotobücher kaputtoptimiert, indem sie meine sanften Sepiatöne als Schwarz/Weiß interpretiert und sämtliche Kanten samt dem Bokeh totgeschärft haben. Danke. Nein.

Probiert es halt aus, aber wimmert nicht, wenn Ihr das bekommt, was Ihr bezahlt.

A pro pos ausprobieren: Ja, tut es! Nehmt Eure Bilder und macht echte Fotos daraus! Es ist schlichtweg toll, sein Werk in der Hand zu halten!

tl;dr

  • Nur ausbelichtete Bilder leben!
  • Druckt nur aus, wenn es wirklich nicht anders geht!
  • Fachgeschäfte vor Ort können gute Qualität liefern.
  • Gut und preiswert: Globus Fotoservice
  • Der qualitative Oberhammer: Saal-Digital
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Nachbemerkungen:

Saal-Digital war so freundlich (oder so geschickt), mir einen Acrylprint zu schenken. Das hatte zur Folge, dass ich alle Bilder für meine nächste (kleine) Ausstellung noch einmal in Acryl bestellen musste, weil das so unglaublich gut war… ich werde demnächst einen vollständigen Erfahrungsbericht einstellen, verprochen!

Nachnachbemerkung: Ja, man kann mit einem Tintendrucker tolle Bilder drucken. Dafür muss man aber viel Zeit, Geld und Wissen investieren. Außerdem muss man eine Wissenschaft aus Farbkalibrierung und Papierauswahl machen – das alles ist hier nicht das Thema.