Niemals business as usual


Hochzeiten sollen für die Brautleute (und im Idealfall auch für die Gäste) ein Höhepunkt im Leben sein. Viele zukünftige Ehepaare legen dann auch Wert auf gute Fotos. Und dann kommen wir in Spiel.

Beim Fotografieren von Hochzeiten geht es in der Reportage darum, den Moment festzuhalten. Klingt erst mal simpel, ist es aber nicht. Wie immer und gerade bei der Fotografie kommt es nicht (nur) darauf an, mit der tollen Ausrüstung wild durch die Gegend zu holzen. Aufgabe des Fotografen ist es, im Idealfall unsichtbar zu sein, die Stimmung des Tages in Impressionen einzufangen und dabei die „wichtigen Momente“ nicht zu verpassen.

Ich verzichte jetzt einfach darauf, hier darüber zu salbadern, dass es einen Unterschied macht, ob man einfach so drauf los knipst, dass die Kamera nicht das Bild macht, dass ein Fotograf – gerade bei einem Ereignis wie einer Hochzeit – ganz anders arbeitet… huch! Jetzt ist mir das doch rausgerutscht. Ups.

Letztendlich kommt es darauf an, unsichtbar präsent zu sein und die Stimmung einzufangen. Wie genau das zu erreichen ist, ist von Ereignis zu Ereignis unterschiedlich. Sicher, man hat das Auge dafür, wo man sich am besten positioniert und wann welche wichtigen Momente kommen, aber ein allgemein gültiges Rezept gibt es nicht. Jede Hochzeit ist dann doch anders und die Herausforderung ist, jeden Moment aufmerksam zu sein, nichts zu verpassen und nicht in den Füßen herum zu stehen.

Und dann ist da das andere Ding. Das, was alle Paare haben wollen: das Hochzeitsfoto.

Viele Paare wollen dieses Shooting am Tag und „irgendwann dazwischen“ hinter sich bringen. Was im direkten Gegensatz zur Definition von „Shooting“ steht, wo man Zeit in Experimente mit Posen, dem Licht und all das investieren kann, was dann nachher den WOW-Effekt ausmacht. Selbstverständlich hilft es, vorbereitet zu sein, ein paar Ideen im Kopf zu haben und sich im Vorfeld mit der Location (die ja meist in der Nähe der Feierlichkeiten sein muss)  vertraut gemacht zu haben. Das Brautpaar nach den Vorstellungen und Wünschen zu ihren Hochzeitsfotos befragt zu haben ist sicherlich auch von Vorteil. (Hochzeitsfotografie ist deutlich mehr als nur am Tag die paar Stunden auf den Auslöser zu drücken!)

Entführt der Fotograf dann das glückliche Paar, tickt die Uhr. Innerhalb einer gegebenen Zeit muss man die Bilder im Kasten haben. Das baut einen nicht unerheblichen Druck auf  – aber nur unter Druck wird aus Kohle Diamant (oder Staub, aber das gilt es ja zu vermeiden). Angenehm und für das Ergebnis sehr förderlich ist, dass man es in der Regel mit sehr gut gelaunten und motivierten Menschen zu tun hat.

Von den ersten Ideen arbeitet man sich weiter, nimmt Anregungen und Inspirationen auf… und hat Spaß. Dabei muss man sich immer bewusst sein, dass dies der eine Moment im Leben der Brautleute ist. Egal, wie viele Hochzeiten man als Fotograf schon begleitet hat, diese ist genau jetzt, die eine, die wichtigste. Erfahrung erleichtert die Arbeit ungemein, es gilt jedoch, jedes Mal aufs Neue aus dem Shooting ein Erlebnis für die Brautleute zu machen, im Idealfall die Freude des Paars mit zu leben. Wenig kann die Stimmung so nachhaltig dämpfen, wie jemand, dem diese Stimmung egal ist, der die Freude ignoriert und einfach nur „sein Ding“ durchzieht.

Bei aller Professionalität und aller Routine muss man sich die Freude an der Arbeit erhalten und das auch zeigen!