(un)wichtiger Hintergrund


Bei der Portraitfotografie, so, wie wir sie in unserem Visa-Projekt betreiben, möchte ich mich auf mein Model konzentrieren. So einfach und naheliegend das auch klingt, ist das doch, zumindest wenn man sich ein wenig umschaut, doch nicht ganz selbstverständlich. Oder trivial.

Im Studio sollte das eigentlich recht leicht zu bewerkstelligen sein. Mit einem einfachen, einfarbigen Hintergrund eliminiert man alles, was vom Model, vom Ausdruck, von der Pose ablenken könnte. Man kann sich ganz auf das Objekt seiner fotografischen Begierde konzentrieren und vor allem darauf, was sich wie aus diesem minimalistischen Ansatz machen lässt.

Anders, als man vielleicht vermutet, hat man tatsächlich auch ohne Accessoires und sorgfältig arrangiertes Ambiente Möglichkeiten, die Bildwirkung einfach nur durch Licht (dem Grundhandwerkszeug des Fotografen!) zu steuern. Dabei muss es nicht unbedingt ein aufwändiges Setup mit vier Blitzen wie in den ersten beiden Beispielen sein. Mit nur einer Lichtquelle ohne Lichtformer lässt sich schon eine spektakuläre Wirkung erzielen.

Man merkt dann aber auch recht schnell, dass der Hintergrund – obwohl er unwichtig sein sollte – doch wichtig wird. In einem ganz anderen und vielleicht auch unvermuteten Sinne: Ein einfarbiger Stoff oder Papierhintergrund ist niemals perfekt glatt, faltenfrei und reflektiert das Licht nicht optimal gleichmäßig. Es werden immer kleine Knitterstellen, winzige Flecken und andere Unregelmäßigkeiten vorhanden sein, die (zumindest mich) massiv stören.

Neben allen anderen Dingen, die ich einem Foto in Photoshop antue, gehe ich bei jedem Studiobild dieser Prägung immer auch mit einigem Aufwand an den Hintergrund. Es gilt, das Model freizustellen und den Hintergrund so zu bearbeiten, dass er  tatsächlich zurücktritt und dem Model den ihm gebührenden Platz im Bild lässt.

Letztendlich ist das deutlich aufwändiger, als Outdoor oder mit einem arrangierten Ambiente zu arbeiten. Der Spaß besteht für mich aber gerade darin, dass ich mich vollkommen auf die Wirkung des Lichts und dem Spiel mit dem Model konzentrieren kann.