Darüber, wie angenehm es ist, mit Menschen zu arbeiten, die man gut kennt, habe ich ja schon ausführlich berichtet. Aber nicht nur Fotografen haben Freunde, sondern auch Modells. Einige meiner Modells, öfter solche, die mich vor dem Shooting noch nicht kannten, wollen einen Freund / eine Freundin beim Shooting dabei haben, zumindest beim ersten. Auch bei diesem Shooting mit Angi war es so, dass ich gefragt wurde, ob es mir etwas ausmache, wenn ihre beste Freundin mitkäme.
Nachdem mir eine Freundin von ihrer Erfahrung mit einem „Kollegen“ (und ich setze die Anführungszeichen bewusst und sehr laut) berichtet hatte, war ich doch ein wenig schockiert darüber, was sich so alles Fotograf schimpfen darf und verstand die Unsicherheit, die mir manchmal entgegen gebracht wird. Es gibt wohl leider Menschen, die die Fotografie als Vorwand nehmen, seltsam zu werden, bei denen es nicht darum geht, gute Fotos zu machen, sondern vielmehr darum, das Model zu belästigen. Es schüttelt mich bei dem Gedanken!
Wirklich gute Fotos kann man nur machen, wenn die Atmosphäre zwischen Fotograf und Model vertrauensvoll – mindestens unbelastet – ist. Wenn sich ein Model nicht wohl fühlt, sieht man das. Dazu gehört auch ein gewisser professioneller Abstand. Die Grundregel muss sein: „Finger weg vom Model“ – und ich meine das ganz wörtlich!
Gerade bei unerfahrenen Models habe ich mir angewöhnt – zumindest anfänglich – viel Abstand zu halten. Wenn ich die Kleidung richten will oder mich eine Haarsträhne stört, frage ich, ob es OK ist, dass ich das korrigiere. Bis dem Model klar ist, dass ich harmlos bin, muss ich kommunizieren, dass ich jede Grenze, die mir aufgezeigt wird, respektiere. Es dauert meist nicht lange, bis sich die Unsicherheit legt und sich eine entspannte, angenehme Arbeitsatmosphäre einstellt. Dass so etwas überhaupt notwendig ist, dass es tatsächlich Typen gibt, die ihre Kamera und die Bezeichnung „Fotograf“ derart missbrauchen, widert mich an.
Wenn ich auch nur ansatzweise den Eindruck habe, ein potentielles Model hat Vorbehalte oder fühlt sich unsicher, schlage ich deshalb immer vor, einen Freund oder eine Freundin mit zum Shooting zu bringen. Es hat sich auch als hilfreich erwiesen, dass ich bei dem ein oder anderen Shooting, (weibliche) Assistenz dabei habe.
Angi hatte mich angesprochen und wollte mit mir arbeiten, traute aber ihrem eigenen Mut (und mir?) wohl nicht vollständig. Darum war dann auch ihre beste Freundin dabei – und ihr Vater musterte mich auch kritisch von oben bis unten, als wir uns auf den Weg machten. Es dauerte nicht lange, da wurde aus der neutralen Beobachterin ein (sehr sympathisches!) Paar hilfreicher Hände und wir konnten sehr entspannt Locations und Posen ausprobieren. Alles Andere hätte mich auch wirklich überrascht.
Begleitung kann bei einem Shooting dazu beitragen, dass sich das Modell sicherer fühlt. Solange klar ist, dass so ein Shooting eine Veranstaltung zwischen Model und Fotograf, der Freund also tatsächlich nur Beobachter ist, habe ich nichts dagegen einzuwenden, im Gegenteil! Es ist nur schade, dass sich im Dunstkreis der Fotografie Gestalten tummeln, die dafür sorgen, dass einige Models Eskorte als unabdingbar betrachten.
Mehr Fotos vom Shooting mit Angi könnt Ihr hier bewundern: Galerie, meine facebook Seite, Firmenseite
Eine Antwort zu „Mit Freunden – Finger weg vom Model!“
[…] am Anfang und bei Models, mit denen wir noch nicht gearbeitet haben – erst einmal “professionellen Abstand” halten. Das führt immer dazu, dass unser Opfer Model recht bald […]