Echos der Vergangenheit, gezogene Zähne und LED-Spots


Anfang des Monats hatte ich eine kleine Reise in meine Vergangenheit – ich durfte Helloween und Gamma Ray live erleben! Dr. Stein war eines dieser Lieder, Ihr wisst schon, die Lieder, die auf „Repeat“ geschaltet werden und mit denen man seine Umgebung lange, laut und häufig beglückt… ich habe mich wie ein kleines Kind gefreut, als ich die Akkreditierung für dieses Konzert bekommen habe.

Außerdem hatte mir ein sehr netter Mensch ein Objektiv geliehen, das ich schon seit Jahren unter Einsatzbedingungen (sprich: im Fotograben) testen wollte, das AF-S Nikkor 24-120mm f/4. Es versprach, ein interessanter Abend zu werden.

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Das Objektiv lockte mich seit langem. Die Brennweite ist ziemlich genau das, was ich im Fotograben gerne verwende, so dass ich nur noch eine Kamera mit mir herumschleppen müsste. Gezögert habe ich hauptsächlich wegen der verhältnismäßig geringen Anfangsblende. Blende 4 ist nun mal nur halb so viel Licht wie Blende 2,8. Das bedeutet nicht nur, dass ich potentiell mit höherer Lichtempfindlichkeit arbeiten müsste, sondern auch, dass weniger Licht für den Autofokus zur Verfügung steht, so dass es auch da zu Problemen kommen könnte.

Nun halte ich Bildrauschen nicht per se für verdammenswert, blende auch meine f/2,8er immer ein wenig ab und habe Bodys, die ziemlich rauscharm sind, so dass es mir immer ein wenig in den Fingern kribbelte, wenn dieses Objektiv irgendwie in meiner Reichweite war.

An diesem Abend konnte ich also das Teil ausführlich und unter realistischen Bedingungen testen.

Insgesamt hat sich der Testkandidat – im Rahmen seiner Möglichkeiten – wacker geschlagen. Der Autofokus der D700 hatte zu keinem Zeitpunkt Probleme. Allerdings traf eine meiner Befürchtungen zu: Blende 4 ist in kritischen Situationen einfach zu wenig. Viel zu oft musste ich auf ISO6400 hoch schalten.

In der Nachbearbeitung der Fotos zeigte sich eine weitere Schwäche des Objektivs: gerade im Weitwinkelbereich verzerrt es deutlich stärker als mein 24-70. Das ist nichts, was man nicht mit geeignetem Werkzeug korrigieren könnte, trotzdem ist es schöner, das nicht tun zu müssen.

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Mein persönliches Fazit war dann auch, dass ich dieses Objektiv nicht haben muss. Für mich und meinen Einsatzzweck werden da zu viele Kompromisse eingegangen, auch wenn ich zugeben muss, dass der Brennweitenbereich verlockend ist und das Objektiv durchaus als alltags- und urlaubstaugliches „Immerdrauf“ qualifizieren würde. Verglichen mit den Superzooms mit Brennweiten von 18 bis 300mm ist das Nikkor sehr Lichtstark und die Abbildungsleistung ist deutlich besser als alles, was diese Reiseobjektive abliefern. Für einen professionellen Einsatz in Umgebungen wie einem Fotograben erscheint es mir aber dennoch nicht geeignet. Zahn gezogen, Kribbeln vorbei. Mein Portemonnaie sagt danke.

Das Licht an dem Abend war auch speziell. Helloween leistete sich LED-Spots. Die Dinger sind ziemlich teuer, reagieren aber nahezu sofort auf Steuerbefehle und geben quasi verzögerungsfrei ihre volle Lichtleistung ab. Was dabei rauskommt, ist eine sehr geile Lichtschow, die gefühlt(!) verdammt hell ist.

Interessanterweise war es dann gar nicht so hell, wie ich im ersten Moment gedacht habe. (Hey, wenn ein Fotograf nicht über’s Licht jammert, ist er tot!) LEDs haben die Eigenschaft, ein sehr diskontinuierliches Spektrum abzugeben, also nur Licht einer bestimmten Wellenlänge. Das bereitet dem Belichtungsmesser kleine Schwierigkeiten, da wird sich gerne mal um 1 bis 2 Blenden in jede Richtung vermessen. Fotografiert man im RAW-Modus, kann man das meist korrigieren, unschön ist es aber allemal und das ein oder andere Bild hat es auch gekostet. Und ja, es kommt definitiv häufiger vor als bei konventionellem Licht.

Außerdem macht dieses „sortenreine“, farbige Licht auf dem Sensor echte Probleme mit dem Weissabgleich. Farbverschiebungen, die man bei klassischem Bühnenlicht recht gut in den Griff bekommt, lassen sich nur schwer oder gar nicht korrigieren.

So viele schwarz/weiß-Umsetzungen hatte ich schon lange nicht mehr.

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Unterm Strich war es ein grandioses Konzert und ein interessanter Objektivtest – ich hatte Spaß und hoffe, man sieht es den Bildern auch an.

Die komplette Galerie dieses wirklich geilen Konzerts findet Ihr – wie immer – auf unserer facebook-Seite.