Akkreditierung? Immer! Wie?!


In diversen Foren und Gruppen taucht immer wieder die Frage auf, wie man es denn überhaupt schafft, mit großer Ausrüstung in ein Konzert zu kommen. Eine der Antworten – die Kamera ganz tief in die Tasche zu stecken dann ginge das schon – hat mich dann wirklich erschreckt.

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Ohne Akkreditierung unterwegs zu sein funktioniert nicht und kann durchaus unangenehme – im Zweifelsfall sogar teure – Konsequenzen haben. Prinzipiell ist so ein Konzert eine geschlossene Veranstaltung bei der der Veranstalter Hausrecht hat. Das bedeutet für uns Fotografen, dass wir ohne Erlaubnis keine Bilder machen dürfen; in den allermeisten Fällen untersagt der Veranstalter Bild- und Tonaufnahmen schon in den AGBs.

Bei Handys oder Kompaktkameras wird da gerne fast immer ein Auge zugedrückt. Versucht man das jedoch mit „großer“ Ausrüstung, ist es sehr wahrscheinlich, dass man die Veranstaltung viel früher als geplant verlassen muss. Veröffentlicht man so entstandene Fotos, kann das durchaus unangenehme – im schlimmsten Fall auch finanzielle – Folgen haben.

Wer also Lust hat, ernsthaft auf Konzerten zu fotografieren, sollte sich um eine Akkreditierug bemühen. Außerdem kommt man (nur) mit so einer Akkreditierung in den Fotograben.

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Bleibt die Frage: wie kommt man da ran?

Die sicherlich einfachste und bequemste Methode ist es, sich eine Redaktion oder Bildagentur zu suchen, für die man tätig wird. Hat man wenig Erfahrung vorzuweisen, sollte man sich an die kleineren lokalen Medien halten. Im Internet finden sich auch einige Partyportale und Seiten, die sich auf bestimmte musikalische Themen konzentrieren und auch Neulingen gerne eine Chance geben. (Wie man an erste Bilder für sein Portfolio kommt, erzähle ich weiter unten.)

Der Vorteil dabei ist, dass man die Reichweite des Magazins als Schwungmasse im Kreuz hat, im Idealfall kümmert sich jemand um die Akkreditierung, so dass man sich einiges an Stress und Arbeit erspart. So eine Schwungmasse ist durchaus hilfreich – im Zweifelsfall bekommt der eine Akkreditierung, dessen Arbeit auch von vielen Menschen gesehen wird und damit wertvolle Werbung für die Band und/oder den Veranstalter ist.

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Ein Nachteil kann sein, dass man auf Veranstaltungen geschickt wird, die nicht dem eigenen Geschmack entsprechen. Weil ich aber immer noch und trotz allem der Meinung bin, das Musik live immer viel besser ist als aus der Konserve, kann das durchaus eine Erweiterung des eigenen Horizonts bedeuten. Auch wird man sich in den meisten Fällen an (mehr oder weniger knappe) Abgabefristen halten müssen.

Wichtig ist, dass man sich die Bedingungen unter denen man für oder mit einer Redaktion zusammenarbeitet, genau anschaut. Dass die Redaktion die Nutzungsrechte an den Bildern bekommt, ist irgendwie selbstverständlich. Schaut genau hin, wie diese Rechte definiert sind und ob „Eure“ Redaktion exklusive Rechte an den Bildern haben will. In diesem Fall entscheidet allein die Redaktion darüber wie und wo die Bilder veröffentlicht werden, eine – zumindest bei kleinen Medien – Bedingung über die man gründlich nachdenken sollte. (Ihr bleibt weiterhin Urheber und müsst als solcher genannt werden. Arbeitet man mit einer Bildagentur zusammen, ist solch eine Vereinbarung durchaus üblich.)

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A pro pos Vereinbarungen. Es ist bei kleinen bis mittelgroßen Magazinen durchaus üblich, ausschließlich mündliche Absprachen zu treffen. Das kann für und gegen Euch arbeiten. Eine freundschaftliche, vertrauensvolle Zusammenarbeit funktioniert so lange gut, wie alle beteiligten an einem Strang ziehen und sich einig sind. Die Erfahrung lehrt, dass es dann irgendwann doch zu Unstimmigkeiten kommt, bei denen es hilfreich ist, zumindest einige Eckpunkte schriftlich fixiert zu haben – auf der anderen Seite ist es ohne Vertrag gegebenenfalls vielleicht einfacher, sich einfach umzudrehen und zu gehen…

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Allerdings habe ich auch schon Verträge gesehen, die interessante Passagen enthielten. Einige der kleineren Partyportale haben Klauseln, die ihnen die Dienste des Fotografen exklusiv sichern sollen. Eine Ausschlussklausel, die die gleichzeitige Arbeit für „konkurrierende“ Portale oder Redaktionen verbietet, ist durchaus verständlich (und in meinen Augen auch OK), aber einige Formulierungen, die ich gelesen habe, gingen weit darüber hinaus. Eine andere recht beliebte Vertragsbedingung ist eine Zwangspause, die nach der Beendigung der Zusammenarbeit einzuhalten ist, bevor man wieder als Fotograf tätig werden darf. Es mag verständlich sein, dass man sich selbst vor der Abwerbung guter Mitarbeiter schützen will, mir erscheinen (und das ist meine ganz persönliche Meinung!) solche Klauseln (gerade) für die Zusammenarbeite mit „kleineren“ Portalen (die die Arbeit schlecht oder gar nicht finanziell entlohnen – über Geld werde ich später noch ein paar Worte verlieren) inakzeptabel. Augen auf!

Will man „einfach nur“ Fotografieren (und vielleicht seine Werke einer größeren Öffentlichkeit präsentieren), ist die Zusammenarbeit mit einer kleinen Redaktion oder einem kleinen, vielleicht lokalen oder spezialisierten Webportal ein guter Weg, sich seine ersten Sporen zu verdienen und Erfahrung zu sammeln.

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Vielleicht ist es aber so, dass man lieber unabhängig sein will, oder erste Erfahrungen (und damit Fotos) sammeln möchte, um sich damit ein Portfolio aufzubauen. Oder man findet ohne Portfolio keinen Zugang zu den erwähnten Portalen.

Wie kommt man also ohne Schwungmasse an Akkreditierungen?

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Die richtigen Leute höflich fragen! Funktioniert erfreulich oft und erstaunlich gut. Zu Anfang wird man bei kleineren lokalen Bands und den lokalen Veranstaltern die größten Erfolgschancen haben. Das wird höchstwahrscheinlich recht lange auf einer freundschaftlichen Bilder-gegen-Akkreditierung-Grundlage laufen, bietet aber die Chance, Erfahrung zu sammeln, zu lernen, Kontakte zu knüpfen und sich so ein stabiles Fundament für die weitere Entwicklung zu schaffen. Wenn man ein wenig Geduld hat und verlässlich gute Arbeit abliefert, wird man sich in der „Szene“ einen Namen erarbeiten.

Mit ein wenig Bekanntheit, Kontakten und dem entsprechenden Portfolio kommt man dann an die größeren Events, befreundete Bands laden ein, wenn sie als Vorband irgendwo dabei sind, man knüpft neue Kontakte… kurz: man kommt weiter (und kann sich mit der gesammelten Erfahrung und seinem Portfolio auch daran machen, sich einer Redaktion anzubieten – wenn man das will).

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Sprecht also ruhig mal die „kleinen“ Bands an. Fragt bei kleinen lokalen Veranstaltungen an, ob ihr da Fotos machen dürft. Im Zeitalter des Internets ist das ja erfreulich einfach.

Die Arbeit als „Einzelkämpfer“ – als Freelancer – hat durchaus seine Vorteile. Man bleibt sein eigener Herr und entscheidet selbst, wo man arbeiten gehen will. (Ob man da dann auch arbeiten darf, ist eine andere Frage.) Die Arbeit, die man in seine Kontaktpflege investiert, kommt einem direkt zugute: man selbst hat den Kontakt zu den Künstlern oder Veranstaltern. Das kann auf auch auf einer persönlichen Ebene sehr angenehm sein und ist auf jeden Fall gut für’s Ego. (Außerdem spart man sich – erst mal – das ganze Geraffel mit Verträgen und Absprachen.)

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Diese Freiheit bringt aber auch einiges an Nachteilen mit sich. Unter anderem, dass einem (in den meisten Fällen) die bereits so oft erwähnte Schwungmasse fehlt, die einem die Türen zu den richtig großen Veranstaltungen öffnet. Das kann man in einem gewissen Maß durch gute Kontakte ausgleichen – dazu muss man dann aber in einer richtig hohen Gewichtsklasse spielen. (Deutlich höher als die, in der ich unterwegs bin.) Es ist auch so, dass man es als freier Fotograf schwer hat, wirklich Geld mit der Arbeit im Fotograben zu verdienen – die einschlägigen Redaktionen haben auf den wirklich interessanten Veranstaltungen in der Regel immer eigene Leute vor Ort,

Mein persönliches Fazit: Ich betrachte meine Arbeit im Fotograben als den Teil meines Jobs, den ich zur Entspannung betreibe und bin als Freelancer unterwegs. Höfliches Fragen und konstant verlässliche Leitung gepaart mit guten Kontakten bringt mich in die meisten Konzerte und Fotogräben die mich interessieren – Euch wird es genau so gehen! Ich habe Spaß. Manchmal verdiene ich Geld damit – es wird mehr. Das ist erfreulich.

Für die Leute, die Konzertfotografie auf diesem Niveau betreiben wollen ist dieser Artikel. Ich hoffe, ich sehe Euch demnächst „im Graben“ und wir trinken ein gemütliches Bierchen zusammen.

Nachtrag 1
Es sollte einmal mehr betont werden: Denkt daran, dass die Bands/Veranstalter für den Vertrauensvorschuss den sie Euch geben auch eine gewisse Gegenleistung erwarten. Im Idealfall habt Ihr einen aussagekräftigen, werbewirksamen Vorbericht auf einer Plattform mit angemessener Reichweite im Angebot (da sind wir wieder bei der hilfreichen Redaktion). Wenn Ihr den beliebten Bilder-gegen-Akkreditierungs-Deal macht, liefert zeitnah (schlimmes Wort)! Vor allem: liefert gut sortiertNiemand braucht will 500 JPGs direkt aus der Kamera. Einige wenige, ausgesucht gute Bilder sind hilfreicher. (Mit Dank an Benni)

Nachtrag 2
Wenn es mal nicht klappen sollte, nehmt es wie ein echter Mann! (Weint heimlich. Auch wenn Ihr eine Frau seid.) Es ist im höchsten Maße kontraproduktiv, einen Veranstalter oder sonst wen zu nerven. Ich kenne „Kollegen“, die es so geschafft haben, bei bestimmten Veranstaltern auf gar keinen Fall mehr in den Graben zu kommen.


5 Antworten zu „Akkreditierung? Immer! Wie?!“

  1. Guten Abend,
    sehr schön geschrieben wie immer. Da scheine ich im Moment ja alles richtig zu machen.
    Bis demnächst im Graben
    MfG
    Philipp

  2. Ach Du bist das, der das hier liest! 😉
    Danke für die Blumen – und wenn ich mir Deine Völkerballfotos anschaue: jap, so muss das aussehen!

  3. So isses 🙂 Schön geschrieben !!!

  4. Guter Artikel, versuche mich gerade an der Konzertfotografie (ganz am Anfang) und da kam dein Beitrag gerade zur richtigen Zeit 🙂 DANKE lG Michel

  5. Dann freue ich mich darauf, Dich im Graben zu treffen. 😉