Zahlen fürs Fotografieren?


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Eine kleine Diskussion im Kollegenkreis bringt mich dazu, diesen Artikel einzuschieben. Sprechen wir darüber, mit welchem Selbstverständnis man an die Arbeit im Fotograben herangehen kann/soll/muss.

Die Diskussion entspann sich daran, dass ein Konzertveranstalter es wagt(e), von einigen Kollegen zu verlangen, sich eine Karte für sein (recht großes) Festival zu kaufen, wenn sie dort fotografieren wollen. Durch gewisse Kreise ging ein Aufschrei! So laut, dass man ihn fast im nächsten Raum erahnen konnte: „Ich zahle doch nicht fürs Arbeiten!“ „Niemals!“ *rumtob*

Je nachdem aus welcher Ecke das Gewimmere kommt, ist das entweder peinlich, komplett vermessen oder einfach nur lächerlich. Nehmen wir Nehme ich das doch einfach zum Anlass, ein wenig über das Selbstbild und das zu sprechen, wer wir sind.

Man muss sich darüber klar sein, warum man im Fotograben ist. Arbeitet man da, ist man im Auftrag von jemandem da, will man zumindest ernsthaft versuchen, seine Bilder zu verkaufen, nutzt man die Bilder auf irgendeine andere Weise (sinnvoll)? Oder hat man nur Spaß an guten Bildern und der Musik?

Letzteres ist in keinem Fall verwerflich – im Gegenteil! Allerdings führt diese erste Betrachtung gleich direkt zum nächsten wichtigen Gedankengang: wie und warum habt Ihr es bis in den Graben geschafft? Oder anders: Was hat der Veranstalter (oder die Band) davon, Euch in den Graben zu lassen? Warum hat er Euch eingeladen?

Der Veranstalter braucht zunächst einmal eines: Aufmerksamkeit für seine Veranstaltung. Eine Band will natürlich auch, dass ein Konzert beworben wird, kann aber darüber hinaus gute Fotos auch für andere Dinge gebrauchen. Wie auch immer, es ist gut, wenn alle Beteiligten glücklich sind.

Und jetzt muss jeder in sich gehen und sich fragen, ob er denjenigen, der ihn akkreditiert, glücklich macht. Arbeitet Ihr vielleicht für eine Agentur, die Fotos für einschlägige Magazine bereitstellt? Habt Ihr ein Magazin, eine Redaktion, ein Medium im Rücken, bei dem Eure Fotos gezeigt werden, das im Vorfeld über eine Veranstaltung berichtet, Aufmerksamkeit dafür erzeugt und eine angemessene Reichweite hat?

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Sind wir ehrlich: es gibt jede Menge seltsame Webseiten, die sich als Szenemagazin verstehen und deren Reichweite sich mit einem Metermaß bestimmen lässt. Enthusiasmus in allen Ehren, aber 100 Seitenaufrufe im Monat (oder am Tag) sind kein Pfund, mit dem man wuchern kann. Es steht außer Frage, dass man als Betreiber einer solchen Seite viel Herzblut da dran hängt und jede Menge Freizeit opfert. Das ist aber leider kein hartes Argument, mit dem man einen Geschäftsmann überzeugen kann.Wenn man das so betrachtet, kann ich jeden verstehen, der eine Akkreditierung (zumindest bei Fotografen und/oder Medien, die ihm direkt nichts bringen) an den Kauf eines Tickets knüpft.

Man kann der Gegenseite auch seine Arbeit im Gegenzug für eine Akkreditierung anbieten. Sprich, man stellt Fotos zur Verfügung. (Dazu werde ich mich in einem der nachfolgenden Artikel äußern.)

Unterm Strich macht man (auch ich) demjenigen, den man um eine Akkreditierung bittet, also ein Angebot. Ist das Angebot gut, bekommt man seine Akkreditierung und meist auch gleich einen Gästelistenplatz. Es ist aber letztendlich dem Veranstalter (und ab jetzt denkt Ihr Euch bitte „oder der Band oder deren Management“ einfach dazu!) überlassen, ob und wie Leute zum Konzert eingeladen werden. Hat die Gegenseite das Gefühl, sie bekommt eine angemessene Gegenleistung, ist alles gut.

Insofern finde ich es richtig und fair, dass Fotografen und Redakteure „großer“ Medien bevorzugt werden. Ich finde es nett, wenn freie Fotografen und Vertreter kleinerer Medien eingeladen werden.

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Wenn sich jetzt ein Veranstalter entscheidet, bestimmte Gruppen nicht mehr auf die Gästeliste zu setzen, ist das zunächst einmal sein gutes Recht. Macht er das mit allen Fotografen, kann die Aktion durchaus nach hinten los gehen, nämlich genau dann, wenn die wirklich wichtigen Medien sich vor Lachen nicht mehr einkriegen und die entsprechenden Veranstaltungen keine mediale Aufmerksamkeit (mehr) bekommen. Aber so dumm oder so wichtig, dass es trotzdem funktioniert, ist kein Veranstalter, den ich kenne.

Soweit ich solche Aktionen kenne, geht es dem Veranstalter in den allermeisten Fällen tatsächlich darum, nett zu sein und Leuten, die er sonst nicht akkreditieren würde, doch noch irgendwie in den Graben zu lassen. Gleichzeitig ist das auch eine kleine Hürde, die dazu beiträgt, dass der Graben nicht allzu voll wird. Hoffentlich.

Nehmen wir jetzt für einen Moment an, man bietet Euch eine Akkreditierung an, verlangt aber, dass Ihr eine Karte kauft. Was tun?

Eigentlich ist es doch ganz einfach: ist es Euch das Geld wert? Wenn ja, dann zahlt und macht tolle Fotos. Wenn nicht, dann zahlt und macht keine Fotos oder zahlt nicht und macht Euch woanders einen schönen Abend.

Ja, so einfach ist das. Auch wenn man Profi ist, ist es so einfach. In dem Fall ist es sogar noch einfacher. Wenn Ihr im Auftrag unterwegs seid, zahlt nicht Ihr, sondern der Auftraggeber. Seid Ihr als „Freier“ unterwegs, müsst Ihr überlegen, ob Ihr unterm Strich einen (wie auch immer gearteten) Gewinn habt, wenn Ihr die Kosten für das Ticket abzieht. Das Ticket kann man in einem solchen Fall als Betriebsausgabe wohl auch steuerlich geltend machen.

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Nirgendwo steht geschrieben, dass man als Fotograf eingeladen werden muss. Es ist aber schade und ärgerlich, dass die Arbeit, die man in seine Fotos steckt (und die ganzen Kosten, die mit der Fotografie verbunden sind), von vielen nicht wahrgenommen und schon gar nicht honoriert wird. Der Grund dafür liegt augenscheinlich darin, dass es eine Unmenge an (maximal!) mittelmäßigen Bildern gibt, die kostenlos zu haben sind. Hier jetzt darauf einzugehen wird viel zu weit gehen – ich spüre einen weiteren Artikel im Hinterkopf, der unbedingt raus will…

Den empörten Aufschrei, der diesen Artikel ausgelöst hat („Ich bezahle doch nicht dafür zu arbeiten!“) möchte ich immer noch so beantworten: „Dann lass‘ es.“

Bevor ich geköpft werde: Natürlich ist es – gerade für jemanden, der mit Fotos Geld verdient – nicht ganz so einfach und wie schon erwähnt gibt es da durchaus das Thema der schenkwütigen Knipser… Ich benutze dieses Wort bewusst als Abgrenzung von und Gegensatz zum Wort Fotograf in dem Sinne, dass ein Fotograf nicht nur sein Handwerk beherrscht, sondern auch den Wert seiner Arbeit und der Arbeit seiner Kollegen kennt und zu würdigen weiss! Diesem Thema werde ich mich wohl im nächsten Artikel nähern.

Um das Ganze mit etwas persönlicher Erfahrung zu füllen: das Management von Alestorm hat mir einen Fotopass für ein Konzert der Band in Trier angeboten. Ich habe aus verschiedenen Gründen (unter anderem den, dass ich weiss, dass die Arbeitsbedingungen an dieser speziellen Location eher suboptimal sind) abgelehnt. Ansonsten bin ich sehr stolz darauf, dass ich als freier Fotograf (im Saarland) nahezu keine Probleme habe, akkreditiert zu werden.