Transport & Verpackung


Mit einer Kamera und dem ein oder anderen Objektiv ist das Geldausgeben noch lange nicht vorbei. In Zubehör und mehr oder weniger nützliche Gadgets kann man nahezu beliebig viel Geld versenken. Im Zusammenhang mit Konzertfotografie kommen dann noch ein paar Ausgaben dazu, die wirklich sinnvoll sind.

Den Anfang möchte ich damit machen, mich mit Taschen, Gurten, Handschlaufen und all dem Zeug auseinander zu setzen. Zum einen geht es darum, die teure Ausrüstung möglichst unbeschädigt und bequem vom metaphorischen „A“ zum Einsatzort „B“ zu transportieren. Vor Ort geht es darum, seine Kamera nicht immer in der Hand halten zu müssen. Um diese Aufgaben zu lösen gibt es viele verschiedene Ansätze und Ihr habt das (zweifelhafte große) Vergnügen, meine Meinung dazu lesen zu dürfen.

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Transport und Verpackung I – auf dem Weg

Es lohnt sich, in eine vernünftige Fototasche zu investieren und vor dem Kauf darüber nachzudenken, wie man seine Ausrüstung überhaupt transportieren will. Wohlgemerkt rede ich hier nicht über die billigen Taschen vom Grabbeltisch, sondern von einer sicheren Unterkunft für Eure wertvolle Ausrüstung. Gute Taschen sind ordentlich gepolstert, wasserdicht, bieten genug Stauraum für das, was man zur Hand haben will und können den Unterschied zwischen einsatzfähiger Ausrüstung und einem Haufen Scherben machen.

Ich nenne einen Fotorucksack von Lowepro mein Eigen. Da passen meine Kameras, die Objektive und Blitze so rein, dass ich bequem darauf zugreifen kann. Außerdem erlauben es die verschiedenen Taschen, Akkus, Speicherkarten und Kleinteile so zu organisieren, dass ich nicht lange danach suchen muss. In eine Zwischentasche passt das Notebook und wenn es sein muss, kann ich vorne ein Stativ und an den Seiten noch ein wenig anderes Zeug sicher befestigen. Die Tasche ist abgedichtet und hat für das ganz schlimme Wetter auch noch ein eingebautes Regencape, dass die ganze Geschichte im Zweifelsfall komplett überdeckt. Ich war schon mehr als einmal froh, dass ich diesen Rucksack gewählt habe, im Getümmel hat die mir schon das ein oder andere Mal die Ausrüstung gerettet. (Und bequem tragen lässt sie sich auch noch.)

Bei der Entscheidung zu diesem Rucksack hat für mich das Platzangebot und der Tragekomfort den Ausschlag gegeben. Es ist ganz klar so, dass ich ein wenig Zeit brauche um meine Kameras aus dem Rucksack zu holen und einsatzbereit zu machen. Für spontane Fotos ist diese Transportmethode schlecht geeignet. Die meisten Kollegen, die mir bei Konzerten begegnen, haben sich ähnlich entschieden, dafür, viel Ausrüstung sicher, bequem und gut organisiert in einem Rucksack transportieren zu können.

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Wer seine Kamera schnell zur Hand und aufnahmebereit haben will, kann sich die verschiedenen Slingshot Taschen oder -Rucksäcke anschauen. Die erlauben es dem Fotografen, die Tasche von der Schulter an einem (meist dem einzigen) Riemen nach vorne zu schwingen und die Kamera einsatzbereit aus einem speziellen Fach zu ziehen. Diesen Geschwindigkeitsvorteil erkauft man sich meist dadurch, dass man weniger Ausrüstung in die Tasche bekommt. Ich persönlich finde die Slingshots unbequem.

Klassische Taschen sehe ich eher selten auf Konzerten. Für meinen persönlichen Geschmack rutscht der Riemen zu leicht von der Schulter und in der Hand tragen möchte ich so was auch nicht ständig.

Für welche Bauart Ihr Euch auch immer entscheidet, achtet auf Qualität. Wichtig ist, dass die Polsterung robust ist – die Außenwände sollten schon dick genug sein um Stöße gut abzufangen. (Bei meinem Rucksack sind es >1,5cm.) Achtet auch auf gute Reißverschlüsse, die im besten Fall auch eine wasserabweisende Abdeckung haben – nichts geht bei den billigen Taschen so schnell kaputt wie der Reißverschluss. Am besten ist, Ihr schaut Euch das, was für Euch in Frage kommt an. Auch mit den Fingern. Spart nicht an der Tasche! (Meine begleitet mich seit über 10 Jahren, bisher musste ich nur einen Gummizug ersetzen, ansonsten ist das Dingen in einem Top Zustand und man sieht ihr das Alter wirklich nicht an.) 

Edit – Anmerkung: Ich fühle mich bemüßigt genötigt, noch einmal ganz laut zu erwähnen, dass Taschen – welcher Art auch immer – nichts im Graben verloren haben! Die Dinger schützen Eure Ausrüstung auf dem Weg zum Einsatzort. Wenn Ihr angekommen seid, packt Eure Ausrüstung aus, macht sie bereit und gebt die Tasche ab!

Wer im Graben eine Tasche auf dem Rücken oder umhängen hat, ist seinen Kollegen gegenüber schlichtweg unsozial. Meine anderen Gedanken über solche Menschen (die auch sonst meist sehr selbstbezogen agieren) sind nicht zitierfähig.

Transport und Verpackung II – im Einsatz

Ist die Kamera aus der Tasche befreit, will man sie nicht dauernd in der Hand halten müssen. Wenn man gar mit zwei Kameras hantiert (was gar nicht soooo ungewöhnlich ist), stellt sich automatisch die Frage, wohin mit dem Werkzeug, wenn man es nicht gerade vor dem Gesicht hat. Hier gibt es unzählige Gurte, Gürtel, Schlaufen, Westen und jede Menge anderes Zeug, das dieses Problem lösen soll.

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Der Ansatz, der mit der Kamera mitgeliefert wird – der klassische Nackengurt – ist für mein Dafürhalten die denkbar unbequemste und unpraktischste Methode, seine Kamera in Bereitschaft zu halten. Wenn man mit zwei Kameras arbeitet besteht zudem die reelle Gefahr, dass die Kameras im Eifer des Gefechts kollidieren und beschädigt werden. Schwitzt man ein wenig, rubbelt einem der Gurt den Nacken auf und wer lange Haare hat, wird von den Schmerzen wissen, den so ein Gurt verursachen kann, wenn er die Haare im Nacken verknotet. So ein Nackengurt ist also der letzte Notnagel und keinesfalls eine wirklich gute Lösung für das Transportproblem.

Will man seine Ausrüstung umhängen, bieten sich alternative Gurte, wie der Sun Sniper, Blackrapid R-Strap und ähnliche an. Diesen Systemen ist gemein, dass sie über die Schulter getragen werden und die Kamera nicht fest mit dem Gurt verbunden ist. Die Kamera gleitet am Gurt entlang, so dass der sich nicht bewegt, die Lage auf der Schulter ist deutlich angenehmer als um den Nacken und man kann die Kamera (wenn man mutig ist), einfach fallen lassen ohne sich oder der Kamera etwas zu tun. Außerdem sieht man nicht wie ein typischer Tourist aus.

Geiz ist teuer

Die Ausrüstung trägt sich auf diese Art bedeutend angenehmer und ist schneller zur Hand. Seid ein wenig vorsichtig, die Adapter, die ins Stativgewinde der Kamera geschraubt werden, sollten regelmäßig kontrolliert werden, nicht dass sich so einer im falschen Moment löst… auch solltet Ihr nicht versuchen, zu sparen – das kann teuer werden. Ich hatte einen Q-Strap geschenkt bekommen und das Ding hat auch recht lange brav seinen Dienst getan. Allerdings ist mir genau im falschen Moment (ich stand auf einem Mäuerchen um eine Totale von einer Hochzeit aufzunehmen) der Karabiner ausgebrochen. Eine meiner Kameras ist aus etwa 2 Meter Höhe auf Kopfsteinpflaster geknallt. (Kamera und Objektiv waren noch funktionstüchtig – die teuren Spielzeuge sind verdammt robust. Reparaturkosten ±1500€.) Billig war in diesem Fall verdammt teuer. Spart Euch das!

Eine dritte, recht bequeme Möglichkeit, seine Ausrüstung im Einsatz schnell zur Hand zu haben, sind Gürtel, wie der SpiderPro. So ein Gürtel setzt einem das Gewicht der Ausrüstung auf die Hüfte, bequemer lässt sich schwere Ausrüstung kaum tragen. Man kann den Gürtel zudem so aufrüsten,  dass man da Objektive, Blitze oder ähnliches Zubehör daran befestigen kann. Einziger Nachteil dieses Sytems ist, dass man beim „Ablegen“ der Kamera zielen muss – aber daran gewöhnt man sich recht schnell, recht bald klappt das blind. Auch das „ziehen“ der Kamera geht nach kurzer Zeit schnell von der Hand und gibt einem so ein männliches „High-Noon“ Gefühl.  Ich habe den SpiderPro seit den kleinen unerfreulichen Unfall mit dem Kopfsteinpflaster im Einsatz und bin sehr zufrieden damit. Es gibt übrigens auch eine etwas preiswertere Variante vom selben Hersteller.

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Ein Kollege hat sich sein ganz persönliches, maßgeschneidertes Tragesystem aus einer Anglerweste, einigen Karabinern und viel Inspiration gebaut, die quasi zu seinem Markenzeichen geworden ist und es ihm erlaubt, wirklich alles Wichtige (Akkus, zusätzliche Speicherkarten, Blitz, Bierbecher) direkt am Mann zu tragen. Ich finde das Teil ziemlich genial.

Handschlaufen halte ich persönlich für ziemlich unpraktisch. Sie sichern die Kamera an der Hand, so dass man sie nicht so einfach aus Versehen fallen lassen kann. Prinzipiell ist das ja erst mal keine schlechte Idee, allerdings hat man die Kamera an die Hand gebunden und immer noch das Problem, was man mit dem Gerät macht, wenn man es eben nicht in der Hand halten will. Ich hatte selbst schon die ein oder andere Schlaufe im Testeinsatz – wirklich überzeugt hat mich aber bisher kein Model. Im Fotograben sind mir bisher noch keine Handschlaufen begegnet. (Wobei ich mir, wenn ich mir z.B. bei einem Workshop die Kamera von jemand anderem leihe, den Nackengurt gerne ums Handgelenk wickle, damit mir das teure Gerät nicht aus der Hand fällt – ich vertraue Murphy, aber nicht mir selbst.)

Gönnt Euch und Eurer Ausrüstung eine bequeme Tasche. Beim Fotografieren hilft ein Tragesystem Euch schneller, sicherer und (durch weniger Ablenkung) besser zu arbeiten.

tl;dr

  • Taschen sind wichtig und schützen Eure Ausrüstung
  • Nackengurte machen aua!
  • Gute Taschen und Tragesysteme erleichtern die Arbeit.
  • Sparen kann teuer sein.