Klischees


Das Rockabilly-Shooting aus dem dieses Foto stammt, war etwas, was Tobias und mir schon länger in der Nase steckte. Tobias deshalb, weil ihm die Musik und der Stil gefällt; mir, weil ich ausgefallene Themen mag. So kam es dann also, dass Tobi bei dieser Aktion ungewohnter Weise vor der Kamera stand. Als zweites Model hatten wir von Anfang an Isi – die beste Tanzlehrerin der Welt – eingeplant. Sie war sofort Feuer und Flamme als wir die Idee vorstellten.

Große Teile des Shootings fanden in meinem Garten statt, wir versuchten 50er Jahre Klischees zu treffen, experimentierten mit Posen, Licht und spielten uns Ideen zu so dass wir am Ende nicht nur zwei Stunden Spaß, sondern auch eine riesige Auswahl an guten Bildern hatten. Bei der Beschäftigung mit den Klischees kam mir, als wir schon mit den thematisch naheliegenden Bildern durch waren, der Gedanke, auch noch einen anderen Aspekt der „guten alten Zeit“ einzufangen: Das Frauenbild der 50er und dem selbstverständlichen Umgang der Männer damit.

Nostalgische Gefühle überdecken meist die schlechten Seiten einer Sache. Die 50er waren – soweit ich, der ich nicht dabei war, das beurteilen kann – eine reichlich spießige Zeit mit klarer Rollenverteilung, engen gesellschaftlichen Regeln und wenig Raum für persönliche Freiheiten abseits der allgemein akzeptierten (oder verordneten) Norm. Oder kurz: gerade Frauen hatten einen klar definierten Platz und der war irgendwo zwischen Küche, Wäschekeller und Schmuckstück an der Seite ihres Mannes. Mir war danach, das zu thematisieren.

Dieses Klischee kritisch abzubilden war überraschend einfach, die Idee sprang mich geradezu an. Meine Models haben die Idee begeistert aufgegriffen so dass die Umsetzung sehr leicht war. Gölzis fordernde Macho-Haltung und Isis devot/genervter Ausdruck transportieren das, was ich ausdrücken wollte, vortrefflich. Das etwas abgeplädderte Ambiente meines Gartenpfads und der Schuppen im Hintergrund tragen die Stimmung. Die Nachbearbeitung sollte das Flair einer authentischen alten, farbstichigen Fotografie erzeugen, samt Vignettierung, überzeichneten Grüntönen, ausgewaschenen, flachen Hauttönen, zu warmer Farbabstimmung und all den anderen technischen Unzulänglichkeiten, die eine Farbfotografie dieser Ära ausgemacht hat.

Ich denke, mir ist da ein sehr charmantes Portrait einer hoffentlich vergangenen Geisteshaltung gelungen und ich hoffe, Euch gefällt es.