Keine Sorge, das macht der immer.


Krankheits- und arbeitsbedingt musste ich Euch leider ein wenig warten lassen – zum Ausgleich habe ich ganz tief im Archiv gewühlt und dieses Foto für Euch ausgegraben.

Ich halte das für eines meiner besten Fotos, es ist eines der ersten Bilder, bei denen ich aus der Fotografie eine Wissenschaft gemacht habe. Aufgenommen wurde es vor 5 Jahren in der Völklinger Hütte. Zu der Zeit war dort eine Ausstellung von Pulitzer Preis prämierten Fotos, die ich unbedingt sehen wollte, eine beeindruckende Sammlung großartiger und teilweise sehr verstörender Bilder.

Das hier ist einer der Räume der Ausstellung – die alte, an vielen Stellen recht heruntergekommene Industriearchitektur mit ihrer gnadenlosen Zweckmäßigkeit bildete den perfekten Hintergrund für die Ausstellung und gerade dieser Raum hat mich in seiner Gradlinigkeit besonders in seinen Bann gezogen. Ich habe versucht, die Raumwirkung einzufangen und weil es mir einfach nicht gegeben ist, so etwas „einfach so“ hinzubekommen, musste ich ein wenig mit der Perspektive und den Einstellungen experimentieren.

Es blieb nicht aus, dass mein Tun bemerkt wurde. Die wenigen Besucher (es waren erschreckend wenige, diese Ausstellung hätte wahrlich mehr Aufmerksamkeit verdient) waren milde amüsiert, die Angestellte des Weltkulturerbes allerdings war anfänglich ein wenig besorgt. Keinesfalls dürfe ich die Kunstwerke fotografieren, machte sie mir mehrfach und sehr eindringlich deutlich.

Nachdem ich ihr dann aber gezeigt hatte, was ich eigentlich machen wollte, taute sie recht schnell auf und es ergab sich noch eine nette Plauderei.

Ein wenig später versuchte ich, einen Schienenstrang, der sich da quer zwischen den Werkhallen entlang schlängelte, zu fotografieren. Irgendwie hatte ich es mir in den Kopf gesetzt, da ein wenig mit zusammen laufenden Linien im Bild zu spielen. Um das hinzubekommen musste ich mich auf den Boden legen.

Als ich nach zahlreichen fehlgeschlagenen Experimenten gerade zu dem Schluss gekommen war, dass meine Idee wohl doch nicht so gut war und mich innerlich gegen den milden Spott meiner Begleiter – die die zahlreichen Versuche dieses Tages, eine interessante Perspektive zu finden und die daraus resultierenden sportlichen Übungen schon mit einigen mehr oder weniger originellen Bemerkungen kommentiert hatten – wappnete, hörte ich hinter mir den leicht panischen Ausruf: „Oh Gott, Herr Fotograf, ist mit ihnen alles in Ordnung, soll ich einen Krankenwagen rufen?“

Die freundliche Angestellte von vorhin hatte mich im Staub liegen sehen.

Meine Freunde beruhigten sie schnell: „Keine Sorge, das macht der immer.“