Babybauch, keine Inspiration, Kritik und Ausrüstung


Dass ich meinen Job liebe habe ich ja schon oft genug geschrieben. An bestimmten Tagen und bei bestimmten Shootings liebe ich meinen Job dann gleich noch einmal so viel. Dieser Studiotermin war so ein Fall.

Anne wünschte sich Babybauchfotos. Ein Wunsch, dem ich mehr als gerne nachgekommen bin.

Wie immer vor einem Shooting zu einem festgelegten Thema, lasse ich mich gerne von den Arbeiten anderer Fotografen inspirieren. Was aus der Google-Bildersuche herausgefallen ist, war… demotivierend. Das Thema Babybauch ist offensichtlich sehr emotional beladen. Bei den meisten, die sich dem Thema fotografisch nähern, scheint das zu einer Kurzschlussreaktion in dem Hirnareal zu führen, das für Geschmack zuständig ist: Color-Keys (das Ed-Hardy-Shirt der Fotografie), seltsame Handhaltungen (ich vermute, die über dem Bauch gefalteten Hände sollen so was wie ein Herz formen), unsägliche Vaseline-Filter, grauselige Kompositionen mit Ultraschallaufnahmen (*schauder*) und eine erschreckend große Ansammlung von bösartig unbearbeiteten Aktaufnahmen… und zwischendrin so ziemlich genau das, was ich als erste Idee vor Augen hatte.

Letztendlich lief es auf eine Serie von sehr minimalistisch gestalteten Bildern mit einfachster Lichtführung heraus.

20130214-163157-babybauch

Das Lichtsetup war eigentlich denkbar einfach: eine Softbox  von oben. Eigentlich ist dabei der Knackpunkt. Ohne die entsprechende Ausrüstung ist es gar nicht so einfach, einen Blitz direkt über sein Model zu bekommen. Ein Galgenstativ ist dabei äußerst praktisch. Um genau zu sein, hätte ich die Bilder ohne diese niedliche  Stahlstange nicht hinbekommen. Dieses eigentlich triviale kleine (OK, 1,50 Meter lange) Stück Ausrüstung macht den Unterschied zwischen „geht“ und „geht nicht“ – seit etwa drei Monaten nennen wir sie nun unser Eigen und ich will nie wieder ohne das Teil arbeiten müssen!

Das Shooting selbst dauerte nur 90 Minuten und die Ergebnisse, die ich auf dem Display zu sehen bekam, waren sehr ermutigend. Auf dem großen Monitor zeigte sich dann einmal mehr, dass Kameras gnadenlos und mehr Megapixel auch mehr gemein sind. Das ist der Grund, warum (wie ich nicht müde werde zu erwähnen) nach dem „Klick“ die Arbeit noch lange nicht getan ist – egal wie toll das Model ist (und alle meine Models sind toll!). Gerade bei diesen Fotos hatte ich den Drang, das richtig zu machen – so dass die Nachbearbeitung einen kompletten Vormittag in Anspruch genommen hat.

Dabei ist mir einmal mehr aufgefallen, wie wichtig es ist, Feedback zu bekommen, jemanden auf seine Arbeit schauen zu lassen und die Kritik anzunehmen. Als ich Tobias mit stolz geschwellter Brust meine ersten Ergebnisse zeigte, war der von der Bearbeitung so gar nicht beeindruckt. Wie ich nach kurzer Schockstarre und anschließender selbstkritischer Überlegung zugeben muss: zu Recht. Irgendwann zwischen dem vierten und fünften Kaffee muss bei mir die Betriebsblindheit eingesetzt haben. Immerhin war ich klug genug, nicht destruktiv zu arbeiten, so dass es recht einfach war, bestimmte Details zu korrigieren.

Mit dem, was dann letztendlich aus Photoshop und Lightroom gefallen ist, bin ich mehr als zufrieden.

In der Nachlese ist mir dann einmal mehr aufgefallen, wie unterschiedlich verschiedene Anzeigegeräte mit den Fotos zurechtkommen. Ich hatte ja letztens schon darüber gewimmert und was man einmal gesehen hat… Auf dem farbkalibrierten Arbeitstier habe ich in den Schatten noch ordentliche Zeichnung und auch die Lichter brennen nicht aus. Auf dem MacBook säuft das Schwarz an einigen Stellen übel ab. Auf dem LG brennen die Lichter aus und auf dem Samsung neben mir ist die Sache nicht nur flau sondern auch leicht blaustichig. Nur das iPad schafft es halbwegs das darzustellen, was ich mir so gedacht habe, als ich die Dinger bearbeitet habe. Wie schaut das bei Euch aus?

Ja, dieses Klischee konnte ich mir nicht verkneifen!

Ganz herzlichen Dank an Anne für das tolle Shooting und die Freigabe – und alles Gute!